Wenn Sie gestern Ihr Facebook Profil besucht haben, wurden Sie wahrscheinlich mit einem freundlichen Hinweis begrüßt, Sie mögen im Interesse Ihrer Privatsphäre einen Blick auf die optimierten Privacy Einstellungen werfen und diese – wenn nötig – anpassen.
Vor einigen Wochen mit einem offenen Brief von Mark Zuckerberg, Facebook’s CEO, angekündigt begann gestern der weltweite Roll-out der überarbeiteten Möglichkeiten zum Finetuning dessen wer genau zukünftig welchen Teil Ihres Profils sehen darf, und wer draußen bleiben muss.
Bemerkenswert unverschämt: Während die Initiative großspurig als im Interesse der Verbesserung der Privatsphäre verkauft wurde, werden den über 350 Millionen Facebook Mitgliedern nun konsequent sehr viel schwächere Einstellungen als Voreinstellung nahegelegt!
Selbst wenn Sie also bisher zum Beispiel den Kreis derjenigen, der Sie bei Facebook finden und lesen darf sehr klein gehalten haben, empfiehlt Ihnen Facebook nun, sich vollständig zu öffnen.
Nicht überraschend, denn ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, der Kern von Facebook’s (und im Übrigen auch Google’s) Geschäftsmodell ist die direkte und indirekte Vermarktung personenbezogener Daten.
Weniger Privatsphäre bedeutet mehr Daten und mehr Daten bedeuten mehr Geld.
Entweder ist Zuckerberg nun in seine eigene Privacy Falle getappt, oder er sucht tatsächlich neue Freunde.
Bislang erlaubten die Einstellungen seines Profils lediglich den Zugriff auf das Profilfoto, seine Netzwerke (Facebook und Harvard alum) und die Liste seiner 889 Freunde. Nachrichten konnte man Zuckerberg schreiben, die Freundanfrage jedoch war gesperrt. Mehr ging nicht.
Das hat sich geändert und das Profil ist jetzt fast vollständig einsehbar. Hier einige Screenshots:
Interessant auch Zuckerberg’s Veranstaltungskalender. Geplant ist der Besuch der Facebook Holiday Party im Circuqe Fantastique in der Freitagnacht.
Selbst auf die bislang privaten Photoalben kann man zurzeit vollständig zugreifen.
Fraglich bleibt, ob Zuckerberg wirklich ein Interesse daran hat, dass die halbe Welt sich ansieht, wie er in irgendeinem amerikanischen Hinterhof eine Ziege verspeist.
Entweder geht Zuckerberg PR-taktisch geschickt mit “gutem Beispiel” voran, getreu dem Motto: “Wenn wir unseren Nutzern empfehlen sich vollständig zu entblößen, dann tun wir das besser auch selbst.”
Oder aber, Facebook’s CEO ist mit den komplizierten Privacy Gesetzen seines eigenen Dienstes selbst überfordert.
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